Montag, Februar 19, 2007

GONG XI FA CAI 恭喜发财


Das Jahr des Hahns geht zu Ende, wir feiern „Silvester“. Ich weiß jetzt nicht ob es im chinesischen ein entsprechendes Pendent zu unserem „Jahresendheiligen“ gibt. Fuk, Luc und Sau sind auch nicht die heiligen drei Könige. Auch nicht, wenn sie aus dem Osten stammen. Und nein, Sau ist nicht die weibliche Form einer Schweins. Auch nicht, wenn nun das Jahr des Schweins beginnt. Fuk Luk und Sau sind überhaupt keine Heiligen sondern die 3 weißen Männer verkörpern Gesundheit, Glück und Reichtum. Luk ist sicher auch nicht mit dem heiligen Nikolaus zu verwechseln, der bei uns am 6. Dezember den Kindern kleine Gaben bringt. Auch nicht, wenn ich ihn neulich im Supermarkt als „Golden Cake“-Figur erstanden habe. Gaben gibt es aber auch im Chinesischen. Irgendwie haben Mandarinen eine besondere Bedeutung, aber auch z. B. Erdnüsse, und kleine „Schiffchen“, oder sowas, mit dem "golden cake" darin, die man im Essen verstecken kann und dessen „Finder“ fortan vermutlich Reichtum oder Glück beschert sein wird, und natürlich coins. Krach machen die Chinesen wie wir, schließlich wollen auch sie – vorzugweise mit, was denn sonst, Chinaböllern - die bösen Geister verjagen. Das Ballern und abfeuern privaten Feuerwerks ist aber seit 1977 in Singapur verboten. Darum gibt es die Böller nur noch in Plastik- und Schokoform. Eine Art Guggamusik gibt es auch, denn mit diversen klangbildenden „Instrumenten“ wird ordentlich laut „aufgespielt“. In diesen Tagen ziehen "junge Burschen" meist auf Pritschenwägen durch die Straßen und "krachen" was das Zeug hällt auf Trommeln und Co. herum. Weiteren Krach wird es auf jeden Fall geben in dem größten Straßenumzug Asiens, dem Chingay. Der seinen Ursprung in Penang als Wettbewerb fü die schönste Umzugswagendekoration hat und sich hier auf Umwegen, quasi als Feuerwerksersatz, fest etabliert hat. Der Umzug erinnert mich ein wenig an Karneval in Rio, natürlich um vieles gesitteter aber mindestens genauso bunt und schrill. Wobei wir wieder bei den Parallelen wären, vertreiben wir den nicht an Karneval/Fasching laut und bunt den kalten Winter und die bösen Geister, damit sie nicht in den bevorstehenden Frühling hineinziehen und uns eventuell irgendwie etwas „versauen“ könnten. Nachdem nun doch das bevorratete Fleisch über den Winter aufgebraucht ist, das Carne/Fleisch vale, also gegangen ist – wer weiß denn schon, wann es wieder etwas gibt. Steht uns doch jetzt, mit dünner werden dem Vorrat, die Fastenzeit ins Haus. Ach so, wir leben ja in modernen Zeiten, da kommt alles gezüchtet und gedüngt rund um den Globus gekarrt, das ganze Jahr verfügbar direkt zu uns in den Supermarkt. Recht billig sollte es auch noch sein, dafür muss halt der Geschmack leiden - aber schön sieht das Designer-Gewächshaus-food aus. Und was soll’s, sind wir ja alle dank Mäc Dings und Co bereits auf einen globalen Einheitsgeschmack getrimmt. Egal, ein neues Jahr fängt an und da heißt es feiern, 15 Tage lang. Meinen Weihnachtstürkranzherz habe ich bereits umfunktioniert und in die Pflanzen vor der Haustüre schön kitschige Schleifen mit roten Pfeiffenputzern gedreht. Im Fenster hängen allerlei symbolträchtige Trotteln mit dem endlosen Knoten, einem Symbol für langes Leben.

Also GONG XI FA CAI 恭喜发财 und Hellau (das aber nur bis Aschermittwoch).


So, bleibt mir noch herauszufinden, was ich denn da am Besten kochen sollte, bzw. was die ordentliche chinesische Hausfrau zu diesen besonderen Festtagen kredenzt, hat doch jeder Tag eine eigene Bedeutung. So wie die Speisen an sich. Nudeln z. B. sollte man nie brechen, denn lange Nudeln symbolisieren eine langes Leben und wer will sich das den nun im Kochtopf selbst verkürzen.
Jedenfalls kommt an einem der Küchengott auf die Erde und sieht nach was man den in der Küche so macht (der könnte ja auch einfach meinen blog lesen ;-) ) und ob man das vergangene Jahr auch immer schön fleißig am Herd war. (Das erinnert mich irgendwie auch an den Nikolaus und an Knecht
Rubrecht.) Um ihn zu sättigen und milde zu stimmen gibt es ja auch diesen karamellähnlichen, "babsüßen" "golden cake". Also falls er vielleicht einmal morgen vorbei schauen möchte....ich mache da extra etwas chinesisches.